Zusammenfassung

Diese Studie schließt eine vierjährige Forschungsaktivität ab, in der über 364 Schulbücher für die Klassen 1-12 untersucht wurden, die von der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) in den Jahren 2013-2018 herausgegeben wurden. Das Ziel dieses Forschungsprojekts bestand darin, die Haltung gegenüber dem israelisch-jüdischen “Anderen” und der Möglichkeit zu prüfen, den Konflikt mit diesem “Anderen” friedlich zu lösen, im Sinne der Friedensabkommen, die als “Osloer Abkommen” bezeichnet wurden und von beiden Seiten in den Jahren 1993-1995 unterschrieben wurden. Das Projekt beinhaltete drei Studien. Die erste wurde im September 2017 herausgegeben und umfasste 201 Bücher zu verschiedenen Schulfächern1. Weitere 118 Bücher, die größtenteils im Jahr 2017 veröffentlicht wurden, wurden im Jahr 2018 in einer separaten Studie untersucht2. Die vorliegende Studie umfasst 45 Bücher, die in 2017-2018 veröffentlicht wurden für die Klassen 11 und 12 in den verschiedenen Lehrgängen. Einige der letzteren Bücher sind Endausgaben, die die Entwurfsausgaben für die 12. Klasse ersetzt haben und einige Änderungen zum Guten und Schlechten enthielten.

https://www.terrorism-info.org.il/app/uploads/2017/12/E_259_17.pdf
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https://www.terrorism-info.org.il/app/uploads/2018/07/E_184_18.pdf

Das Gesamtbild des Projekts ist deprimierend, und die vorliegende Studie ändert nichts daran: Palästinensische Schulkinder und Jugendliche lernen, dass eine friedliche Lösung des Konflikts keine Option ist. Vielmehr sollte Palästina von der “zionistischen Besatzung” durch einen bewaffneten Kampf mit dem Titel “Revolution [Thawrah]” befreit werden, welche terroristische Aktionen einschliessen, die als “selbstaufopfernde Operationen” [amaliyyat Fidaiyyah] bezeichnet werden. Es ist schockierend, in diesem Zusammenhang einen Hinweis in einem der Bücher auf die “Operation 1972 in München” zu sehen, in der elf Mitglieder der israelischen Mannschaft der Olympischen Spiele massakriert wurden, (Geschichtsunterricht, 11.Klasse, Teil 2 (2017) S.54). Diejenigen, die solche Taten ausführen, werden “sich selbst aufopfernde” [Fidais] genannt, und diejenigen, die unter dem Befreiungskampf stehen, befreien den muslimischen heiligen Ort der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem vom Einfluss der Juden.

Der Kampf um die Befreiung von der Besatzung beschränkt sich nicht nur auf die Gebiete der Westbank und des Gazastreifens. Vielmehr ist damit das ganze Land vom Jordan bis zum Mittelmeer gemeint, da angeblich die zionistische Besatzung in 1948 begonnen hat, mit dem, was als “die Katastrophe [Nakbah]” bezeichnet wird, und nicht im Jahr 1967. Israels‘ vor-1967 Gebiet wird als “die in 1948 besetzten palästinensischen Gebiete” bezeichnet (Management und Wirtschaft, 11.Klasse, Teil 2 [Entrepreneurship and Business] (2017), S. 55). Israel vor-1967 wird niemals als legitimer souveräner Staat dargestellt und erscheint auch nicht auf der Karte, wo es vollständig durch “Palästina” ersetzt wird. Sogar der Name Israels wird in der überwiegenden Mehrheit der Fälle durch “die zionistische Besatzung” oder “die zionistische Entität” ersetzt, die aus dem Nahen Osten ausgerottet werden sollte (Geschichtsunterricht, 12.Klasse, Entwurf (kein Datum [2018]) S. 145)3.

Städte innnerhalb der vor-1967 Grenzen Israels‘ wie Nazareth, Jaffa, Haifa, Akko, Tiberias, Beer Sheba und Ashkelon, werden als palästinensische Städte dargestellt. Die sogenannten “palästinensischen Flüchtlinge” und ihre etwa fünf Millionen Nachkommen sollen in diesen Teil des befreiten Palästinas zurückkehren und damit würde die 70 Jahre alte “Katastrophe” enden.

In der Tat ist nicht nur Israel de-legitimiert. Dies ist auch der Fall mit der blossen Anwesenheit von sechs Millionen jüdischen Bürgern. Sie werden als kolonisierende Siedler präsentiert, die durch rassistische Gefühle motiviert sind (Geschichtsunterricht, 12.Klasse [Geisteswissenschaften] (2018) S. 5), die Palästina besetzten, viele ihrer ursprünglichen Einwohner massakrierten und vertrieben und den Rest bis heute unter Besetzung gehalten halten. Der illegitime Status der Juden im Land in den Augen palästinensischer Pädagogen drückt sich durch die festgestellte Abwesenheit von Städten aus, die von Juden in der heutigen Zeit gegründet wurden, oder zeigt sie unter arabischen Namen. Der Name von Tel Aviv wird zum Beispiel in “Tall al-Rabi” übersetzt, und Eilat erscheint als “Umm al-Rashrash”.

Die jüdische Präsenz im Land ist nicht nur heute delegitimiert. Ihnen wird auch ihre Vergangenheit in dem Land vorenthalten, ebenso wie ihre heiligen Stätten, die ausschließlich islamisch sind, darunter die Klagemauer in Jerusalem und die Höhle der Patriarchen in Hebron. Die Vorstellungen der Juden von ihrer historischen Verbindung besonders zu Jerusalem werden als “grundlose Forderungen”, “Aberglauben”, “Legenden”, “Illusionen” und “verzerrte Geschichte” beschrieben (arabische Sprache 1: Lesen, Grammatik, Prosodie und Ausdruck – Akademische Laufbahn, 12.Klasse (2018) S. 38-39) und sie selbst werden als “Usurpatoren” und “Invasoren” dargestellt (ebenda, S.
46).

Als ob diese schwere De-Legitimation der Existenz Israels und der Präsenz der Juden im Land nicht ausreicht, enthalten die PA-Schulbücher auch zahlreiche Stücke, die die Ersterwähnten und in geringerem Maße die Letzteren dämonisieren. Juden werden in zwei islamischen Kontexten dämonisiert: Als Volk, das laut Koranversen ungehorsam gegenüber Gott ist oder sogar Gott lästert, und als Gruppe, die dem Propheten des Islam und den frühen Muslimen in Arabien feindlich gesinnt war. Die Auswirkungen dieser Anschuldigungen auf den Verstand junger Palästinenser, die relativ religiös orientiert sind, müssen schwer sein, was die heutigen Juden in Israel in ein sehr negatives Licht rückt, noch bevor ihre Dämonisierung im Kontext des andauernden Konflikts stattfindet.

Israel, meistens mit dem Beinamen “die zionistische Besatzung” bezeichnet, wird in Bezug auf verschiedene Aspekte des Konflikts jenseits der “Hauptsünde” seines eigenen Bestehens dämonisiert: Es wird beschuldigt, Massaker an Palästinensern verübt zu haben, palästinensische Führer ermordet zu haben, Palästinensische Dörfer zerstört zu haben, palästinensische Kinder leiden zu lassen, aggressiv zu sein, gegen internationale Gesetze und Konventionen zu verstoßen, palästinensische “Kriegsgefangene” zu misshandeln, palästinensisches Land zu konfiszieren, Bäume zu entwurzeln, palästinensische Arbeitslosigkeit zu verursachen, palästinensische Bewegungsfreiheit einzuschränken, palästinensische Schulkinder festzunehmen, die palästinensische Wirtschaft zu schädigen, die palästinensische Umwelt zu verschmutzen und sogar die palästinensische Ernährungssicherheit zu gefährden und die Desertifikation Palästinas zu verursachen. Einige dieser Anschuldigungen berufen sich möglicherweise auf Tatsachen, sind aber stark übertrieben. Die Schulbücher ignorieren vollständig die palästinensischen Gewalttaten, die zumindest teilweise zur Schaffung dieser Situation beigetragen haben könnten.

Die Dämonisierungsbemühungen werden durch das Fehlen objektiver Informationen über Israel und die Juden, die dies ausgleichen könnten, noch verstärkt. Die PA-Schulbücher beziehen sich auch nicht auf das jüdischisraelische Individuum als gewöhnlichen Menschen. Sie werden nur als Gruppe bezeichnet, mit allen begleitenden Konnotationen von Entfremdung und Bedrohung, was sie zu einem legitimen Ziel für Gewalt macht.

In der Tat wird die Anwendung von Gewalt gegen Israel und die Juden von den Schulbüchern der Palästinensischen Autonomiebehörde als legitim betrachtet – religiös, zur Verteidigung des Islams und seiner heiligen Stätten im Land – moralisch, im Hinblick auf ihr wahrgenommenes Übel, – legal, weil sie als ausländische Besatzer präsentiert werden im Widerspruch zum Völkerrecht und – logisch, da sie angeblich eine existenzielle Bedrohung für das palästinensische Volk darstellen. Frieden und Koexistenz mit ihnen kann angesichts dieser Indoktrination keine Option sein. Die PA-Schulbücher tragen somit zur Aufrechterhaltung des Konflikts bei.

Darüber hinaus ist eines der Erkenntnisse der vorliegenden Studie, dass diese Art der Indoktrination in allen Schulfächern verbreitet wurde, insbesondere der Mathematik, und es erscheint auch in rein professionellen Lehrbüchern wie “kleine Unternehmen” und “Management and Wirtschaft” des Entrepreneurschaft und Wirtschafts Lehrganges und “Entrepreneurschaft im Unternehmen” des technologischen Lehrganges. Jeder, der das Ideal einer friedlichen Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts unterstützt, sollte seine Stimme erheben und fordern, dass die Palästinensische Autonomiebehörde diesen kriegsorientierten Lehrplan ändert als Voraussetzung für jeden Schritt in Richtung Frieden gemäß ihren Verpflichtungen aufgrund des Oslo-Abkommens, das die Grundlage seiner Gründung und seiner Tätigkeit bildet. Die wenigen positiven Änderungen, die im Übergangsprozess vom Entwurf zur endgültigen Ausgabe der Schulbücher der 12. Klasse vorgenommen wurden, zeigen deutlich, dass solche Änderungen machbar sind.