Mena-Watch – Nachdem es deutliche Kritik an antisemitischen und Terror verherrlichenden Schulbüchern der Palästinensische Autonomiebehörde gab, die in UNRWA-Schulen verwendet werden, versprach das Palästinenserhilfswerk, für eigene, ergänzende Lehr- und Lernmaterialien zu sorgen, die keinen Hass auf Juden schüren. Jetzt stellt sich heraus: Dieses Material ist zumindest teilweise auch nicht besser – im Gegenteil.

Vor einigen Tagen veröffentlichte die israelische Organisation Institute for Monitoring Peace and Cultural Tolerance in School Education (Institut zur Überwachung von Frieden und kultureller Toleranz in der Schulbildung, IMPACT-se) einen brisanten Bericht. Darin heißt es, das Hilfswerk der Vereinten Nationen für palästinensische Flüchtlinge, die UNRWA, habe Arbeitsblätter für Schülerinnen und Schüler produziert, die Hass auf Juden und Israel schüren.

Die Einrichtung betreibt im Gazastreifen, im Westjordanland und in Ostjerusalem rund 370 Schulen und unterrichtet dort etwa 320.000 palästinensische Kinder und Jugendliche. Grundsätzlich verwendet sie dazu die Schulbücher der Palästinensischen Autonomiebehörde, die wegen ihrer ebenfalls antisemitischen und gewaltverherrlichenden Inhalte schon länger in der Kritik stehen.

Nun hat das Hilfswerk jedoch eigene, ergänzende Arbeitsmaterialien an die Schüler verteilt, die diese während der Corona-Pandemie für das Homeschooling in Fächern wie Arabisch, Englisch und Sozialwissenschaften nutzen sollen. Dazu zählen beispielsweise sogenannte Lernkarten. IMPACT-se hat die Unterlagen ausgewertet und ist zu dem Urteil gelangt, auch sie seien „von Hass und Ermutigung zu Jihad, Gewalt und Märtyrertum durchdrungen“.

Das von der UNRWA erstellte Material sei „stellenweise extremistischer als das Material der Palästinensischen Autonomiebehörde, das es ergänzt“. So existiere Israel auf Landkarten nicht, an anderen Stellen sei vom jüdischen Staat nur als „zionistischer Besatzer“ die Rede. In Mathematik sollten anhand der Zahl von „Märtyrern“ aus der ersten „Intifada“ Rechenaufgaben gelöst werden.

Glorifizierung von Jihad und Terror

Hinzu kämen vielfach positive Bezugnahmen auf den Jihad, etwa in Sätzen wie „Wir werden das Mutterland mit unserem Blut verteidigen“, „Die Palästinenser sind Löwen im Kampf gegen den Feind“ oder „Der Jihad ist eine der Türen zum Paradies“. Inzwischen hat die UNRWA darauf reagiert: Ihr neuer Generalsekretär Philippe Lazzarini schrieb auf Twitter, es gebe „keinen Platz für Diskriminierung und Aufrufe zu Hass und Gewalt in UNRWA-Schulen“.

Nach Hinweisen auf „unangemessene Seiten aus Schulbüchern, die während des Covid-19-Lockdowns versehentlich verteilt wurden“, seien diese „durch Inhalte ersetzt worden, die den Werten der Vereinten Nationen entsprechen“. Wie dieses neue Material genau aussieht, sagte er nicht; offen ließ er auch, wie die UNRWA die beanstandeten Unterlagen einzukassieren gedenkt.

Für das Hilfswerk ist dieser Fund äußerst peinlich, nachdem es zuvor versichert hatte, weitreichende Anstrengungen zu unternehmen, um die Qualität und Ausgewogenheit des Unterrichts sicherzustellen. Da es selbst kein Mandat habe, um die Curricula und die Schulbücher der Länder abzuändern, in denen es UNRWA-Schulen gibt, habe es ergänzende Lehr- und Lernmaterialien entwickelt sowie Programme zur Weiterbildung der Lehrkräfte aufgebaut.

Dieses ergänzende Material ist aber ganz offensichtlich zumindest teilweise nicht besser als das der Autonomiebehörde. Und davon, wie der Unterricht konkret abläuft, vermittelt ein Film des Nahum Bedein Center for Near East Policy Research in Jerusalem einen beklemmenden Eindruck.

UNRWA-Generalsekretär wiegelt ab

Die Europäische Union, die die palästinensischen Schulbücher teilweise finanziert, lässt sie schon seit einer Weile untersuchen und will die Ergebnisse in einer Studie zusammenfassen. Recherchen des Tagesspiegel hatten im vergangenen Herbst schon einmal die gröbsten Ungeheuerlichkeiten zutage gefördert: Kinder werden in allen Fächern systematisch zum Hass auf Juden erzogen; Jihad, Mord und Attentate werden glorifiziert; unleugbare historische Tatsachen werden durch antisemitische Propaganda ersetzt.

„Fünftklässler lernen im Unterricht, Juden hätten mehrfach versucht, den Propheten Mohammed zu töten“, so die in Berlin erscheinende Tageszeitung. „Mal habe ihm eine Jüdin ein vergiftetes Stück Schafsfleisch angeboten, mal wollten sie ihm einen Felsbrocken auf den Kopf werfen. […] Juden, heißt es in dem Lehrbuch, seien ‚Feinde des Islams‘ und würden niemals aufhören, Muslime mit hinterhältigen Mitteln zu bekämpfen.“

UNRWA-Generalsekretär Lazzarini wiegelte gleichwohl ab: „Solche Fälle werden auch missbraucht, um unsere Arbeit insgesamt zu diskreditieren“, sagte er im Oktober des vergangenen Jahres. Die UNRWA achte „streng darauf, dass in unseren Schulen keine Inhalte vermittelt werden, die den Prinzipien der Vereinten Nationen widersprechen“, und werde den Empfehlungen der EU zu den Schulbüchern folgen.

Man überprüfe das Unterrichtsmaterial der Autonomiebehörde aber auch selbst und werde aktiv: „Wo immer wir problematische Stellen gefunden haben, weisen wir die Lehrer an, diese Inhalte nicht zu vermitteln. Außerdem bieten wir ihnen zusätzliches alternatives Material an, damit sie solche Darstellungen in den richtigen Kontext stellen und kritisches Denken erlernen.“

Proteste gegen Änderung der Lehrpläne

Nach allem, was diesbezüglich in den vergangenen Jahren bekannt geworden ist und was auch die jüngsten Recherchen von IMPACT-se zeigen, sind allerdings große Zweifel daran angebracht, dass der Indoktrination der Schülerinnen und Schüler tatsächlich entgegengewirkt und Einhalt geboten wird.

Zumal der Einfluss der Hamas auf die UNRWA erheblich ist und es in der Vergangenheit schon bei zaghaften Versuchen des Hilfswerks, die Curricula vom verbreiteten palästinensischen Narrativ ein wenig zu entkoppeln, wütende Proteste gab. Der Oberste Elternrat in der UNRWA etwa behauptete, das Hilfswerk plane, „die palästinensische Identität durch eine Änderung der Schullehrpläne auszulöschen“. Die UNRWA machte daraufhin einen Rückzieher.

Der größte Geldgeber der Einrichtung ist mittlerweile übrigens Deutschland, nachdem die USA ihre Finanzierung bekanntlich eingestellt haben. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate, die bislang zu den Hauptfinanziers gehörten, wollen offenbar den Geldhahn zudrehen und haben 2020 keine Überweisung mehr geleistet. Selbst in der arabischen Welt haben nicht mehr alle unendlich viel Geduld mit der UNRWA.